Proximo Colonies/Stories/211-220
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Version vom 1. März 2010, 04:31 Uhr
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01.03.2009
Rechts- und Linkspföter
Wie versprochen steht sie auf und bewegt sich hinter den Wolf, der immer noch die Geräte in seinen Pfoten balanciert ohne dabei den Anschein zu erwecken dass dahinter irgend ein genauer Plan steckt. Also nimmt die Faeli erstmal das Besteck an sich und legt zwei der Geräte in die linke Pfote des Canidar. Der Versuch alle drei Stäbchen in die richtige Position zu bringen scheint dabei aber dem Unmöglichen nahezukommen und auch die tatkräftige Hilfe des Mädchens führt schließlich nur dazu dass eines der Stäbchen aus der Pfote Lupis, erneut auf den Boden fällt.
Schnell verschwindet dieser wieder unter dem Tisch und entschuldigt sich sofort mit gesenktem Haupt und einer niederschmetternden Vermutung: "Ich glaube das funktioniert nicht, wenn das so einfach wäre würden ja alle Canidar mit Besteck essen und du siehst ja..."
Doch davon lässt sich das Weibchen nicht so schnell entmutigen, betrachtet den Wolf ganz analytisch, überlegt was vielleicht helfen könnte und blickt schließlich auf dessen linke Pfote in welche er die drei Stäbchen hält.
"Bist du Rechts- oder Linkshänder?", eruiert sie genau, wobei man dabei wissen muss dass es in der jeweiligen Ursprache der Faeli und Canidar überhaupt kein Wort für Hand gibt und so der Begriff Linkshänder eigentlich genau so gut Linkspföter heißen könnte.
Viel essenzieller an dieser Stelle ist aber wohl die Begebenheit dass Lupi keine Ahnung hat wodurch der Unterschied zu erkennen ist, was das Weibchen aber nicht davon abhält die Stäbchen nun in die rechte Pfote des Canidar zu legen. Versuch Nummer zwei sieht immer noch sehr ungeschickt aus, allerdings reicht schon ein kleines korrigierendes Eingreifen Panteris um den typischen kleinen Energiestrudel hervorzubringen, welcher die Nahrung aufnimmt die zuvor, mittels der aggressiveren Energiestrahlen zwischen den Spitzen, zerteilt wurde. Letzterer Vorgang scheint besonders kompliziert und ungewohnt für den Canidar zu sein, doch glücklicherweise ist der bei dieser Mahlzeit garnicht erforderlich. So führt er, gemeinsam mit der Faeli, den erzeugten Strudel so nahe an den Teller, dass sich sofort einige Nudelbänder des Gerichtes darin verfangen zu einem kleinen Knäul zusammengerollt werden.
"Du bist ja ein richtiges Naturtalent!", kichert das Faeli-Mädchen, wobei sich nur Lupi darüber sicher ist dass dies nicht erst gemeint ist.
Ermutigt durch den Erfolg, greift Panteri die Pfote des Canidar und führt sie so dass das schwerelose Essen langsam in Richtung seines Mäulchens fliegt. Sie lächelt, der Wolf auch, doch gerade in diesem Moment, als Lupi gerade die fliegende Kugel verspeisen will, berühren sich die Wangen der beiden. Was für eine Bedeutung dies für Centauri hat, ist für Menschen am einfachsten durch einen Kuss zu erklären, in diesem Fall eine zufällige Berührung der Lippen. Grund genug allerdings dass das Mädchen die Konzentration verliert und dadurch mit einer Stäbchenspitze das Maul des Jungen berührt. Unmittelbar zuckt der kleine Wolf zusammen und verkrampft seine Pfote, was die Position des Bestecks so ungünstig verändert dass sich das Energie- und Schwerkraftfeld auflöst und die Nudeln zur Erde fallen. Bevor dies passiert ist, hat sich die Faeli allerdings bereits fluchtartig von Lupi gelöst und betrachtet aus aufgerichteter Position hinter ihm wie das Missgeschick seinen Lauf nimmt.
"Tut mir leid!", reagiert der kleine Wolf schuldbewusst, doch das Mädchen schüttelt energisch mit dem Kopf.
"Es war meine Schuld, ich hab nicht aufgepasst", übernimmt sie die Verantwortung, überlegt dann aber angespannt wie sie die Situation retten kann.
Scheinbar ohne darüber nachzudenken offenbart der kleine Wolf seine Gefühle: "Ich finde es eigentlich ganz lustig!"
"Wie... Was?", stottert die Faeli erschrocken und bewegt sich instinktiv ein Stück weit von Lupi weg, "Wirklich?"
"Ja, und wir haben jedes mal die volle Aufmerksamkeit der Leute hier!", bekräftigt der Canidar wie selbstverständlich, was Panteris Augen zu voller Größe bringt und ihre Nase rot verfärbt.
Mit verstohlener Miene nähert sich der Kopf Lupis dem des Katzenmädchens uns flüstert: "Ich zeig dir was ich meine!"
"Nein, nicht!", raunt sie energisch zurück und kneift verkrampft ihre Augen zusammen.
Sekunden verstreichen und nichts passiert, als plötzlich ein Geräusch aus Bodennähe ertönt und das Weibchen dazu veranlasst ein Blinzeln zu riskieren.
Der weiße Wolf scheint verschwunden zu sein, wodurch sie halblaut seinen Namen ruft: "Lupi?"
Doch in diesem Augenblick erscheint der Canidar wieder, genau vor ihrem Gesicht wodurch das Mädchen erschrocken zurückweicht.
"Ich wollte dich nicht erschrecken!", entschuldigt der erneut, deutet dann aber auf das Stäbchen in seiner Hand, "Hast du gesehen wie alle hergeschaut haben als ich es runtergeworfen und dann unter dem Tisch gesucht habe?"
"Klar!", flunkert Panteri erleichtert und atmet leise auf und schaut dann auf das ICU an ihrem Unterarm, dessen Anfangsbuchstaben in der Sprache der Centauri etwa intelligentes Steuergerät bedeuten, "Oh schon so spät, ich muss jetzt aber dringend wieder zum Training!"
Die Faeli würde es nie offen zugeben, aber in ihrer Erleichterung über das Missverständnis verbirgt sich auch ein klein wenig Enttäuschung. Kann es sein dass eine Faeli gefallen an einem Canidar findet?
"Vielleicht", denkt sie laut, wobei sie diese dumme Idee sofort zur Seite schiebt, da ein so emotionsloses Lebewesen wie einer dieser Wölfe doch ohnehin nie ihre Gefühle nachvollziehen könnte, oder?
"Was vielleicht?", geht Lupi auf die Reaktion des Mädchens ein.
"Vielleicht...", beginnt erschrocken, findet dann aber ihre Fassung wieder, "treffen wir uns ja morgen wieder! Zum Essen! Hier!"
"Ja, das wäre schön! Vielleicht kannst du mir ja dann nochmal zeigen wie das mit dem Besteck geht!", akzeptiert der Canidar die Einladung freudig.
"Vielleicht...", flüstert Panteri gedehnt, in Gedanken versunken, und verlässt den schnell den Raum.