Proximo Colonies/Stories/191-200

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Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte der Proximo Colonies

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17.05.09

Kuchen?

Auf der Brücke der Ankedris herrscht gerade eine entspannte Stimmung, denn trotz diverser Schäden am eigenen Schiff besteht nun kaum noch Gefahr vom völlig zerbeulten Trägerschiffe besiegt zu werden. Aufmerksam betrachtet Oregon Rex die Anzeigen, während er die Anfertigung diverser Berichte und Diagnosen anfordert. Auch Centauri wurde bereits über die letzten Vorfälle informiert, Unterstützung soll ebenfalls bereits unterwegs sein. Die Situation bleibt so lange gelassen bis ein schwarzer Wolf die Kommandozentrale des Schiffes betritt und selbstsicher vor den überraschten Admiral tritt.

"Wer...", fragt er noch in einem missbilligendem Tonfall, bevor er urplötzlich aufsteht und steif salutiert.

"Bleiben sie doch sitzen, General, ich bin niemand, nur eine Stimme die ihnen helfen wird das richtige zu tun!", erklärt die Canidar in lässigem Tonfall, bevor sie sich an die Taktik wendet, "Was ist der derzeitige Status unseres Gegners?"

"Das Schiff versucht gerade den Impulsantrieb zu reaktivieren, sollen wir den Traktorstrahl aktivieren um sie aufzuhalten, Sir, Madam?", entgegnet der Befragte steif und unsicher.

Wenig beeindruckt richtet der Wolf seine Blicke auf den Befehlshabenden: "Nicht nötig, ihr Captain wird die Flucht durch Zerstörung des gegnerischen Schiffes verhindern, nicht wahr Admiral?"

"Aber...", zögert der kurz, bevor er erkennt dass dies keine Frage war, "Selbstverständlich! Taktik? Zielen sie auf den Warpkern und vernichten sie den Angreifer!"

Mit sichtlicher Genugtuung nimmt der dunkle Canidar wahr wie mehrere, gewaltige Raumtorpedos die Rampen der Ankedris verlassen. Zielsicher finden die Geschosse ihren Weg, nähern sich dem wehrlosen, fliehenden Schiff und schlagen mit gewaltiger Wucht darauf ein. Die übliche Explosion bleibt allerdings aus was insbesondere dem dunklen Wolf nicht gefällt.

"Bericht!", fordert die geheimnisvolle Person auf der Brücke und untergräbt damit erneut die eigentliche Kommandokette.

"Alle Torpedos haben das Ziel getroffen, scheinbar hat sich aber der Sicherungsmechanismus aktiviert, wahrscheinlich eine Fehlidentifikation!", berichtet der zuständige Offizier und spekuliert über mögliche Gründe.

Gereizt knurrt die Canidar den Faeli an der Taktik an: "Waffen-KI deaktivieren und erneut feuern!"

Die Zeit verrinnt, es scheint eine Ewigkeit zu vergehen während die Katze immer schneller auf die Symbole vor sich einschlägt und zunehmend in Panik gerät.

"Gehen sie zu Seite wenn sie sich nicht in der Lage sehen meinem Befehl Folge zu leisten!", reagiert der ungeduldige Wolf auf die Verzögerung und stößt den Taktik-Offizier unsanft zur Seite. Zu ihrem Leidwesen kann auch sie die Torpedobanken nicht aktivieren und hämmert wütend auf die Schaltfläche, welche eigentlich zum Abfeuern der Waffen zuständig wäre.

"Computer!", wendet sich die Canidar an selbigen, "Breitbanddiagnose der Torpedorampen und Steuerprotokolle für Waffensysteme und Kommandofunktionen!"

Prompt antwortet die KI: "Es sind 28 verschiedene Arten von Kuchen in der Datenbank, bitte spezifizieren sie ihre Auswahl!"

Ein harter Prankenschlag trifft die Kontrollkonsole und hinterlässt einen deutlich sichtbaren Riss.

"Computer!", versucht sie es erneut, "Ich will nichts zu essen! Ebene vier Diagnose der Steuerprotokolle für taktische Systeme starten!"

"Die dir zugeteilte Holodeckzeit ist abgelaufen, zur Fortsetzung des Programms ist die Autorisierung eines Erziehungsberechtigten notwendig!", folgt die Antwort auf dem Fuße.

"Computer!", knurrt die Canidar so gefährlich dass die anderen auf der Brücke zusammenzucken, "Ich bin Ylia Lykan vom schwarzen Rudel, ich befehle eine Diagnose der Kommandoprotokolle! Sofort!"

"Diese Schalldusche ist im Moment leider außer Betrieb, ein Servicetechniker ist bereits unterwegs!", erklingt die scheinbar zynische Stimme des Schiffscomputers, woraufhin die Canidar ein bellendes Geräusch von sich gibt, welches ihre Erregung wiederspiegelt, "Gehen sie sofort mit einem Sicherheitsteam zum Computerkern und schauen sie nach was da los ist! Was stehen sie hier noch rum? Ich meinte jetzt gleich!"

Schneller waren die Offiziere wohl noch nie von der Brücke verschwunden, will doch niemand Ziel eines Wutausbruch der Canidar werden. Es dauert keine Centauri-Zeiteinheit bis das Sicherheitsteam mit einem fauchenden, um sich kratzenden Fellknäul zurückkommen, es dem Wolf vor die Füße werfen und dann schnell einige Schritte zurücktreten.

"Nikira, richtig?", erinnert sich die mysteriöse Person und blickt auf das Steuergerät an ihrem Oberarm, "Es ist jetzt 48,605 und wenn der Computer nicht um exakt 49 CNT das tut was ich möchte, werde ich dich töten! Die Zeit läuft!"

"Dann schießen sie, ich werde ihnen nicht helfen!", erwidert das Faeli-Weibchen trotzig und wedelt gereizt mit dem Schwanz.

"Du meinst ich bluffe?", reagiert die dunkle Canidar aufgebracht, zieht ihren Phaser und richtet ihn auf ihr Gegenüber, "Wenn du nicht sofort anfängst, werde ich dich auf der Stelle töten!"

Das Mädchen versteht genau die Worte des aufgebrachten Wolfes, kneift aber nur die Augen zusammen, spannt ihre Muskeln an und wartet auf den Schuss. Doch die Angehörige des schwarzen Rudels lässt die Waffe fallen, packt die Faeli am Hals und schüttelt sie.

"Ist es das wirklich wert? Dein Leben für einen Haufen dreckiger, diebischer und brutaler Schwanzloser zu opfern? Wieso fühlst du dich überhaupt verantwortlich für diese wertlosen Kreaturen, wieso?", schreit die Canidar das Weibchen an, bevor sie diese unsanft gegen die Kontrollwand schmettert. Einige wortlose Sekunden vergehen, während sich Nikira an den Hals greift und hustend nach Luft ringt. Die Kraft des dunklen Wesens ist unglaublich, viel stärker wie man vom äußerlichen Erscheinungsbild her vermuten würde.

"Hätte ich den Deflektor nicht manipuliert, wären sie möglicherweise in der Lage gewesen die Ankedris zu vernichten!", führt die Faeli aus, während sie sich vom Boden erhebt, "Wenn sie alle Sterben, darunter auch die unschuldigen Welpen an Bord, bin ich dafür mitverantwortlich!"

Aufgewühlt läuft der schwarze Wolf hin und her, völlig hilflos in Anbetracht der Situation.

"Computer!", versucht sie es erneut auf die gewohnte weise, "Auf sekundäre Kommandoprotokolle umschalten!"

Statt der erhoffen Bestätigung erlischt unvermittelt das Licht auf der Brücke sowie sämtlicher anderer Decks und taucht alles in das diffuse Glimmen der Notbeleuchtung. Die Pfote an der Stirn wendet sich die Canidar an den Admiral, welcher bisher, etwas irritiert, dem Schauspiel zugesehen hat.

"Beauftragen sie ihre besten Leute mit den Reparaturmaßnahmen am Kern und stecken sie die Saboteurin in die unbequemste Arrestzelle die sie finden können!"



18.07.09

Überredungskünste

Während die Crew der Ankedris noch damit beschäftigt ist den Lichtschalter zu finden, nähert sich ihr ein weiteres Schiff von Centauri. Xelas, Captain der AZA-271 Aira Carnya, streicht mit seiner linken Pfote vorsichtig über die Lehne des Sessels. Oft schon hatte er sich insgeheim jenen Platz auf der Brücke eines Kreuzers gewünscht, und nun war der Wunsch in Erfüllung gegangen, nur leider auf Kosten seiner Kinder. Natürlich ist ihm bewusst dass beide nicht seine leiblichen Nachkommen sind, das ändert seine Gefühle gegenüber diesen aber in keinster Weise. So ist es kein Wunder dass er sich ernsthaft Gedanken darum macht, was mit ihnen wohl passieren wird, wenn er sie zurückbringt. Wenngleich noch keiner der der Jugendliche ein Alter von 6000 Zyklen erreicht hat, was die Grenze des zwischen Kind und Erwachsenem auf Centauri beschreibt, haben alle bereits längst das Alter von 4000 überschritten und müssen sich somit in jedem Fall für ihre Taten verantworten.

"Wir nähern uns dem Ziel, Captain!", vernimmt Xelas und wird damit aus seinen düsteren Gedanken gerissen, "Die Ankedris ist direkt vor uns, allerdings empfangen wir nur eine sehr schwache Energiesignatur!"

"Auf den Schirm!", befiehlt der Befehlshabende schnell.

Etwas irritiert kneift er seine Augen zusammen und mustert misstrauisch die Konturen des Schlachtschiffes.

Wenige später, als Ylia die aufmüpfige Faeli gerade wieder aus ihrer Arrestzelle geholt hat, nachdem sich herausstellt dass diese ohne Energie auch nicht sonderlich gut funktionieren. Aufgebracht versucht sie gerade die Faeli davon zu überzeugen, dass der Gegner nun ohnehin entkommen sein und es jetzt endlich an der Zeit währe die Änderungen rückgängig zu machen, als Captain Xelas mitten auf der Brücke materialisiert. Überrascht über das Getümmel, senkt er seine Waffe und erblickt Nikira, welche gerade vergeblich versucht sich gegen den dunklen Wolf zu wehren.

"Niki!", schallt es durch den düsteren Raum, woraufhin die schwarze Canidar das Mädchen los lässt und sich dieses weinend in die Arme ihres Adoptivvater wirft.

"Wer sind sie denn!", ertönt es unfreundlich aus Richtung des gereizten Wolfs.

"Captain Xelas von der Aira Carnya zu ihren Diensten", erwidert der Faeli freundlich, "Ich habe den Auftrag Kadett Proximo und Kadett Lupi abzuholen, wäre es möglich dies zu arrangieren?"

"Ich habe keine Einwände, Captain, aber wenn sie nicht darauf bestehen 16 Ebenen weit durch Jeffreys-Röhren zu klettern, gibt es im Moment kaum eine Möglichkeit in den Zellentrakt zu gelangen. Außer vielleicht sie überzeugen das Mädchen ihn ihren Armen die Computer wieder freizugeben!", erklärt das Canidar-Weibchen mit zynischer Freundlichkeit.

Schuldbewusst blickt das Katzenmädchen auf, zeigt dann aber auf den Wolf mit dem weißen Ohr: "Sie wollte alle auf dem anderen Schiff töten! Auch die ganzen Welpen! Das konnte ich nicht zulassen!"

"So geht das aber nicht!", reagiert Xelas streng, "Sie ist ein hoch angesehenes Mitglied des schwarzen Rudels und befugt solche Entscheidungen zu treffen, du kannst nicht einfach das Schiff sabotieren nur weil dir etwas daran nicht passt!"

Sichtlich getroffen senkt die Faeli ihren Kopf. Ihr wird langsam klar dass ihre Taten noch ein bitteres Nachspiel haben werden, nicht nur weil sie den Feind entkommen hat lassen, sondern auch wegen der massiven und wiederholten Befehlsverweigerungen.

"Wir konnten beim Anflug kein weiteren Ziele ausmachen, also mach das Schiff wieder flott damit wir nachhause gehen können!", meint Nikiras Ziehvater mit etwas ruhiger Stimme.

Das Katzenmädchen wischt sich die Tränen aus den Augen und nickt zaghaft, bevor sie sich in Richtung der dunklen Canidar bewegt.

"Ich brauche ihren Phaser!", verlangt Nikira unverhohlen und streckt ihre rechte Pfote aus.

"Bist du verrückt?", reagiert die Wölfin aufgebracht, "Ich gebe meine Waffe doch keinem Kind, vor allem nicht einem welches das ganze Schiff sabotiert hat!

"Es geht aber nur damit, also bekomme ich sie jetzt oder sollen wir warten bis die Spezialisten hier eine Lösung gefunden haben?", entgegnet das Mädchen kompromisslos.

Knurrend händigt die Canidar ihren Handphaser aus, welchen Nikira ohne Zögern entgegen nimmt und mit einem einzigen Handgriff in mehrere Teile zerlegt. Den überraschten Laut ihres Gegenüber überhört das Weibchen und schnappt sich eine der Energiezellen, welche sie daraufhin geschickt mit dem Innenleben einer Steuerkonsole verbindet. Mit wenigen Tastenkombinationen bringt sie das fertig, was die vielen hundert Spezialisten an Bord schon seit längerem, sogar direkt am Kern, versuchen. Die Standardbeleuchtung und die Kontrollstationen bekommen wieder Energie und reagieren auch wieder auf die üblichen Eingaben, als wäre es nie anders gewesen.

Mit einem ratlosen Kopfnicken nimmt die, nun unbewaffnete, Canidar zur Kenntnis dass Xelas nun Richtung Arrestzellen aufbricht, um zwei der dort eingesperrten abzuholen. Schnell gesellt Nikira sich zu ihrem Vormund, bevor sich der Turbolifts allerdings schließt, tritt Ylia in die Türe.

"Du hättest doch genau so gut die Energiezelle einer Taschenlampe oder irgend eines anderen Phasers nehmen können, warum meiner?", eruiert die Wölfin mit irritiertem Tonfall.

Doch statt einer Antwort, zeigt Nikira nur ein einfaches Schulterzucken.

Als sich die Türe des Lifts endlich schließt, fährt Xelas das Mädchen scharf an: "Was hast du dir dabei gedacht, du weißt doch was auf dich zukommt, im schlimmsten Fall werdet ihr jetzt alle wegen Hochverrat angeklagt und dafür gibt es nur eine Strafe!"

Bedrückt schaut das Mädchen auf den Boden der Liftkabine bis endlich das richtige Stockwerk erreicht ist und die beiden aussteigen. Schnell ist der richtige Raum gefunden, der Zuständige nach einigen Formalitäten überzeugt sowie die Energiebarriere deaktiviert. Ohne einen Laut fällt Nikira in die Arme des Menschenjungen und drückt diesen an sich in der Hoffnung dass sie ihn nie wieder loslassen müsste. Die ganzen Erlebnisse der letzten Zyklen haben tiefe Wunden in der Seele des Mädchens hinterlassen, und gerade diese hat die schwarze Canidar erneut aufgerissen. Mit dem Antritt der Heimreise scheint der Albtraum vorbei zu sein, ein besonderer Passagier zerstreut diese Hoffnung aber schnell. Gerade die Wölfin Ylia Lykan schließt sich, mit der Begründung dringende Geschäfte auf Centauri erledigen zu müssen, der Gruppe an und bedrückt, alleine durch ihre Anwesenheit, das Katzenmädchen.



19.05.09

Festgehalten

In jener Nacht, während der Reise zur Dysonsphäre, hört Proximo plötzlich knackende Geräusche aus Richtung der Türe und horcht auf. Ein Lichtstrahl von draußen blendet den Jungen, verunsichert kneift der die Augenlider zusammen und hält seine Hand gegen das Licht. Nachdem die eintretende Gestalt die Öffnung wieder hinter sich verschlossen hat, erkennt der Junge erfreut die Silhouette einer, ihm wohl bekannten, Faeli.

Ohne dass er es beeinflussen kann, spürt er ein unheimliches Kribbeln in der Magengegend, ein leichtes Zittern strömt durch seinen Körper. Zu gut kann sich Proximo daran erinnern was die letzten beiden male passiert ist, nachdem sich das Katzenmädchen zu ihm ins Zimmer geschlichen hatte. Als sie auch noch zu ihm ins Bett steigt, und sich widerstandslos auf den Rücken rollen lässt, glaubt der Junge zu wissen was das Weibchen jetzt von ihm möchte und erfüllt ihr diesen vermeidlichen Wunsch nur all zu gerne.

Als er jedoch anfängt mit seinen Händen über ihre Zitzen, die Innenflächen der Pfoten sowie Kopf und Ohren zu streichen, spürt Proximo wie sich das Mädchen zunehmend verkrampft. Mit immer noch ungebremster Euphorie, greift er mit seinem Schwanz nach dem Ihrigen, doch Nikira spannt ihre Muskeln nur noch mehr an. Schließlich will er es mit einem sanften Kuss versuchen, doch die Faeli bewegt ihren Kopf zur Seite, noch bevor sich ihre Lippen berühren.

"Stimmt etwas nicht?", forscht der Menschenjunge vorsichtig nach, "Bedrückt dich etwas?"

Weiter von Proximo abgewendet, erzählt sie zurückhaltend von ihren Gedanken: "Ich fühle mich nicht wohl wenn ich... immer wieder kommen die Bilder von... und... es ist eigenartig..."

Der Junge versteht kein Wort von dem was die Faeli sagen möchte. Nicht dass sie undeutlich sprechen würde, sondern weil die wesentlichen Teile der Erzählung schlicht zu fehlen scheinen. Behutsam streicht er über den Kopf des Katzenweibchens und versucht beruhigend auf sie einzuwirken.

"Es ist so verwirrend, ich hab Angst vor... mir selbst", offenbart das Mädchen das emotionale Chaos, "So wütend... ich habe mich gefreut dass sie alle sterben müssen und dann waren da die Gesichter der Kinder... ein kleines Mädchen welches überall stolz ihr Kuscheltier..."

Weinen drückt sich Nikira an den Jungen, welcher nun jenes Stofftier ersetzten muss und sanft die Tränen aus ihren Augen wischt.

"Ich hab einfach alles falsch gemacht... Xelas ist sauer... die schwarze Wölfin hätte mich am liebsten getötet... und...", das Weibchen schluchzt heftig und krallt sich hilfesuchend am Menschenjungen fest, welcher daraufhin einen überraschten Laut des Schmerzes von sich gibt.

Entsetzt dreht sich Nikira um, zieht sich zu einer zitternden Fellkugel zusammen und lässt ihren tiefen Kummer ertönten.

"Ich hab mich nur erschrocken, es heilt schon wieder zu, schau!", unternimmt der Menschen einen Versuch die Faeli zu beruhigen.

"Geh weg!", antwortet die vom Leid geplagte, "Alles was ich anfasse geht kaputt, egal was ich versuche ich tue immer irgendwem weh, nie kann ich was richtig machen und niemand versteht mich!"

"Du weißt dass das nicht stimmt, bitte lass mich dir helfen!", erwidert Proximo, welcher nicht mit ansehen kann wie schlecht es der Faeli zu gehen scheint.

"Doch!", erwidert das Fellbündel trotzig, "Hätte ich gewusst... wäre ich nicht so abweisend gewesen... hätte ich nicht absichtlich Missionen angenommen die weit weg von Centauri stattfinden... warum bist du gekommen um mich zu retten, vielleicht wäre es für alle das Beste gewesen wenn ich..."

Der Menschenjunge unterlässt es dem Mädchen zu erklären dass sie nichts dafür kann und niemand im Vorhinein wissen konnte was passiert. Erst nach zahlreichen Streicheleinheiten, löst Nikira die kugelförmig Liegeposition zwar ein wenig, dennoch kommt der Junge nicht an sie heran.

"Ich fühle mich so einsam, obwohl so viele Leute auf dem Schiff sind!", sinniert sie verunsichert und dreht langsam wieder auf den Rücken damit sie Proximo in die Augen schauen kann, "Du hältst mich für verrückt, oder?"

"Rede keinen Unsinn, ich halte dich nicht für verrückt und das tut auch kein Anderer", versucht er das Weibchen zu überzeugen und streichelt mit seinem Schwanz ihre Beine.

"Wovor ich wirklich Angst habe, ist die Bestrafung auf Centauri, du weißt doch was die Bestrafung für Hochverrat ist!", spekuliert sie über die möglichen Folgen.

"Du warst einer psychischen Extremsituation ausgesetzt,", meint der Menschenjunge in beruhigendem Tonfall, "die Richter werden das ganz bestimmt verstehen!"

Von Furcht übermannt regiert Nikira auf die gut gemeinten Worte: "Gerade davor hab ich ja Angst, dass ihr... und ich müsste dann mit dieser Schuld und ohne euch weiterleben! Das könnte ich nicht!"

Diese Argumentation kommt dem Jungen denkbar ungelegen, dachte er doch dass seine Freundin Sorge um ihr eigenes Leben hat.

"Naja!", reagiert er hastig, um nicht seine Glaubwürdigkeit zu verlieren, "Du hast ja auch so einiges gemacht hab ich gehört, da wirst du unter Umständen eben so hart bestraft!"

Auch wenn die Aussicht auf eine stärkere Sanktionierung normalerweise eher negativ bewertet wird, bewirkt dies bei ihr eine leichte Entspannung, woraufhin sie sich endgültig aus der verkrampften Haltung löst.

Der Versuch die Faeli zu küssen gelingt diesmal zwar, doch die Berührung wird nicht in gleicher weise zurückgegeben. Da begreift Proximo dass es etwas anderes ist, was das Mädchen bei ihm zu finden hofft.

"Bitte sag mir wie ich dir helfen kann!", hört man den Jungen dem Weibchen hilflos zuflüstern, "Ich mach von mir verlangst, alles!“

"Mach dass es aufhört, die Bilder, die kreischenden Geräusche von brechendem Duranium, die Schreie! Sorge dafür dass ich mich nicht mehr schuldig für das fühle was nun auf dich und Lupi zukommt und lass mich alles zwischen unserer letzten gemeinsamen Nacht und jetzt für immer vergessen! Ich wollte das alles nicht!", formuliert das Katzenweibchen schluchzend ihre Wünsche, wohl wissend dass ihr Freund keinen einzigen davon erfüllen kann.

Eindringlich schaut Nikira in die, nun ebenfalls betrübten, Augen des Menschenjungen, welcher nicht weiß wie und ob er auf diese Wünsche reagieren soll.

Schließlich ist es das Mädchen welches das Schweigen bricht: "Bitte halt mich, halt mich einfach nur fest und lass nie wieder los!"



31.05.09

Angeklagt

Während Proximo und Nikira die Nacht dicht aneinandergekuschelt verbringen, liegt ihr Adoptivvater wach in seiner Koje. An seinem Gemüt nagt ähnliches wie bei seiner Tochter, nur sorgt er sich rein um das Wohlergehen seiner beider Schützlinge und Lupi. Nach jetzigem Stand währe es vielleicht am Klügsten die Kinder nicht zurück zu bringen, möglicherweise ist ihre Überlebenschance woanders wesentlich höher. Aber sollte er diese schwere Entscheidung alleine treffen und warum hatte die Wahl des Alphas gerade ihn getroffen. Hat er überhaupt eine Wahl? Ihm bleibt nichts anderes übrig als auf den Einäugigen zu vertrauen und zu hoffen.

Keiner der involvierten hat wirklich gut geschlafen, ausgenommen Lupi welcher beim Gedanken an die möglichen Folgen wohl erneut bewusstlos geworden ist. Behaglich kuschelt sich der Menschenjunge an Nikira, welche jedoch ganz andere Dinge im Kopf hat. Apathisch schiebt sie Proximo zur Seite, ohne wirklich Notiz von seinen Annäherungsversuchen zu nehmen. Verschämt verdeckt das Katzenmädchen ihre Nacktheit und repliziert schnell einige Kleidungsstücke, bevor sie, ohne Abschiedsgruß, den Raum verlässt. Der Junge bemerkt die eigenartige Veränderung, gibt sich aber damit zufrieden dass sie wohl sehr viel durchgemacht hat und konzentriert sich auf das nun kommende.

Der Einflug in Centauri und das anschließende Dockmanöver gehen, wie üblich, problemlos von statten. Als Xelas mit den Jugendlichen jedoch auf die Oberfläche beamt, werden sie von fünf schwer bewaffneten Soldaten empfangen.

"Ab hier übernehmen wir, Captain!", spricht einer der Wölfe mit dunkler Stimme.

"Es war ausgemacht dass ich die beiden direkt beim Alpha persönlich übergebe!", erwidert Xelas trocken und bestimmt, "Und das Mädchen werde ich ebenfalls selbst dort hin bringen!"

"Negativ! Befehl vom Alpha, wir nehmen die Straftäter!", entgegnet der Canidar, woraufhin er den anderen Teammitgliedern die Anweisung erteilt alle drei in Fesseln zu legen.

Aufgebracht tritt der Faeli an den Truppenführer heran: "Ich protestiere gegen diese völlig überzogene Vorgehensweise!"

"Zur Kenntnis genommen!", reagiert der Wolf emotionslos und lässt den wütenden Faeli alleine, während er die anderen Drei abführt.

Scheinbar waren schon alle Vorbereitungen getroffen, denn kaum 10 Zeiteinheiten später werden alle drei Übeltäter aus ihren Zellen geholt.

"Wo bringen sie uns schon wieder hin?", fragt Nikira den Menschenjungen ängstlich, bekommt aber nur ein Schulterzucken als Antwort.

Ein Transporterstrahl erfasst die Jugendlichen sowie ihre Wachen um sie augenblicklich an einen Ort mit kahlen, grauen Wänden zu befördern. Dass Uniformierte vor einer großen Türe nichts gutes verheißen, ist dem Katzenmädchen recht schnell klar und als sie durch eben diese geht, findet sie auch heraus warum. Um die dreißig Faeli und Canidar sitzen in einem Halbkreis um einige leere Stühle und einem Pult mit einer, scheinbar wichtigen, Persönlichkeit. Der Aufbau des Raumes lässt keinen Zweifel daran dass hier eine Gerichtsverhandlung stattfinden soll und um wen es hier geht scheint mehr als offensichtlich.

Mit hängenden Köpfen registrieren die drei Übeltäter dass auf Centauri wohl keine Zeit verloren wurde und sie nun bald den Preis für ihre Taten zu bezahlen haben. Trotzdem ihnen nicht alle der Anwesenden bekannt vorkommen, war jeder der Anwesenden in irgend einer Form direkt von den Verfehlungen der drei betroffen. Das verschwörerische Murmeln, welches zuvor den ganzen Raum erfüllt hat, verstummt jäh als der Wolf in der Mitte ein bellendes Geräusch von sich gibt.

"Ruhe! Wir verhandeln heute den Fall Centauri gegen Kadett Lupi Arcto, Kadett Nikira, Tochter von Xelas und Kadett Proximo...", der Canidar stoppt jäh als ihm eine Unstimmigkeit auffällt, "Proximo... Sohn von Xelas..."

Verdutzt blickt der Richter auf einen Faeli, welcher daraufhin schnell in seinen digitalen Unterlagen blättert.

Interessiert betrachtet der Menschenjunge die Umgebung, wird jedoch vom Wolf, hinter dem großen Pult, angesprochen: "Angeklagter Proximo, laut der vorliegenden Informationen sind sie ein Mensch und, genau wie Nikira, Sohn von Captain Xelas, einem Faeli?"

"Er ist nicht mein Vater!", erwidert der Angesprochene unfreundlich, als im selben Moment Xelas zusammen mit Lyra Lycaon hereinstürmt.

"Und sie sind?", knurrt der Richter, wenig begeistert von der Störung.

Schnell stellen sich die Beiden als die Erziehungsberechtigten vor und entschuldigen sich für ihr barsches Eindringen, erwähnen aber dass sie erst vor knapp einer Zeiteinheit von der Verhandlung erfahren haben.

"Sie sind Captain Xelas, der Vater des Menschenjungen Proximo?", erörtert der Wolf die Angelegenheit genauer.

"Das ist zutreffend werter Richter", beginnt der Faeli höflich seiner Erklärung, "Proximo und Nikira sind meine Adoptivkinder!"

"Ich bin nicht dein Sohn!", bekräftigt Proximo erneut, was der Canidar allerdings, mit einem Kopfschütteln, ignoriert.

"Laut den Unterlagen hier schon, weshalb sie beide ebenfalls neben den Angeklagten platz nehmen dürfen, schließlich sind sie eventuell mitverantwortlich für die Taten ihrer Kinder!", erklärt der Wolf trocken, bevor er sich erneut an den Faeli neben sich wendet, "Die Anklageschrift, bitte!"

"Tut mir leid!", flüstert Lupi seiner Mutter reumütig zu, welche ihren Sohn durch Schweigen straft.

Der Faeli, dessen Amt wohl am Besten als Staatsanwalt zu beschreiben ist, blättert hektisch die vielen Seiten durch, bevor er endlich die Zusammenfassung am Ende findet.

"Hohes Gericht, die Straftaten umfassen eine große Anzahl Befehlsverweigerungen, Entwendung von teilweise geheimem Eigentum, vorsätzliche und mehrfache schwere Körperverletzung, Deportation eines dienst habenden Offiziers, Angriff auf ein Patrouillenschiff sowie dessen gravierende Beschädigung.", der Anwalt lässt das Gesagte ein wenig wirken, bevor er mit noch gravierenderem fortfährt, "Des Weiteren mutwillige Zerstörung von unersetzlichen Modulen bei der eigens durchgeführten Vernichtung eines Scoutschiffes der Venture-Klasse! Abschließend die schwerwiegendsten Anklagepunkte, gemeinschaftliche Verschwörung, Kollaboration mit dem Feind, Sabotage und damit Hochverrat!"



17.06.09

Unglaublich wie Unbestreitbar

An dieser Stelle, als gerade ihre Vergehen verlesen werden, wird Lupi und Nikira unweigerlich klar was sie eigentlich verbrochen haben, während Proximo davon scheinbar ungerührt bleibt. Lyra hingegen schluchzt leise, denn für sie ist der Ausgang der Verhandlung genau so klar wie schmerzhaft. Ganz anders Xelas der seine Muskeln verkrampft und mit ausgefahrenen Krallen über seine Sitzgelegenheit kratzt, was ein unangenehmes, schrilles Geräusch erzeugt das allerdings im allgemeinen Aufruhr untergeht.

"Ruhe!", knurrt der Canidar in der Mitte, woraufhin es schlagartig ruhiger wird, "Angeklagter Proximo, auf was plädieren sie?"

Nachdenklich schaut der Angesprochene den Richter an, hat aber keine Ahnung was genau dieser von ihm möchte.

Sichtlich genervt blättert der Vorsitzende in den bereitgelegten Notizen: "Haben sie zwei Wachen betäubt, ein leichtes Scoutschiff der Venture-Klasse gestohlen, damit einen Schlachtkreuzer angegriffen sowie kampfunfähig gemacht ohne selbst Schäden zu erleiden, anschließend einen diensthabenden Offizier weggebeamt und nach der Flucht von Centauri das gestohlene Schiff selbst zerstört um damit die Antriebssysteme eines überschweren Trägerschiffes zu beschädigen?"

"Ja!", gibt der Junge unverhohlen zu, was dazu führt dass dem Wolf die Schnauze offen stehen bleibt.

"Aha.", meint der Richter nur und schaut sich nach versteckten Aufzeichnungsgeräten um, "Und sie müssen Lupi Arcto sein, der welcher geheime Prototypen aus den Labors gestohlen, sie dann in der erwähnten Venture montiert hat, um das Entführerschiff aufzuspüren, anschließend dieses gefunden und durch einen unerprobten Reflektor vor Entdeckung durch jenes bewahrt. Sie gelten außerdem als maßgeblich beteiligt an einer Strategie die Schilde des Trägers zu überwinden und am Verlust der Venture! Ist das korrekt?"

Niedergeschlagen nickt der Angesprochene: "Ja."

Der Vorsitzende hat weniger Probleme mit diesem Zugeständnis, als den Fakten der Anklageschrift und schleckt hastig etwas Wasser aus einer bereitstehenden Trinkschale.

"Selbstverständlich! Uns sie sind dann wohl Nikira, die wegen der wohl die ganze Aktion durchgeführt wurde!", der Canidar schaut das Mädchen argwöhnisch an, bevor er erneut die Fakten durchgeht, "Sie waren auf der Dekora B, als diese einem Notsignal nachging und in die Falle des schon erwähnten Trägerschiffes tappte! Laut der Aufzeichnungen wurden die meisten Crewmitglieder getötet und nur die Weibchen verschont um sie zu verkaufen? In jedem Fall werden sie alleine verantwortlich für die Manipulierung des gegnerischen Deflektors gemacht, was dazu führte dass die Ankedris diesen überlegenen Feind schlagen konnte?"

Der Wolf schaut gespannt in Richtung der irritierten Faeli, welcher irgendwie komisch vorkommt dass die aufgezählten Fakten teil der Anklage sind.

"Das war mehr persönliches Interesse, ihnen zu Last gelegt wird natürlich dass sie den Schiffscomputer der Ankedris umprogrammiert haben. Scheinbar ist deshalb sämtliche Elektronik auf dem Schiff ausgefallen und der Feind konnte ungestraft entkommen, weshalb ihnen hier nicht nur Sabotage sondern auch Kollaboration mit dem Feind vorgeworfen wird. Außerdem weigerten sie sich den Schaden zu beheben als sie von Ylia Lykan den direkten Befehl dazu bekamen?", führt der Vorsitzende unsicher aus, bevor er sich erneut flüsternd an den Faeli neben sich wendet, "Prüfen sie bitte die Fakten nach, ich werde inzwischen meine Vorgesetzten kontaktieren, das hier übersteigt meiner Meinung nach den Rahmen einer Zivilverhandlung!"

"Ja, ich hab das alles gemacht!", antwortet Nikira, völlig unerwartet für den Richter, welcher eigentlich gerade unterbrechen wollte.

"Tatsächlich?", erwidert der Vorsitzende entgeistert, "Ihnen ist aber allen klar dass es bei der Bestrafung für Hochverrat keine Alternativen gibt?"

Das Nicken nimmt er einfach mal zur Kenntnis und blättert in den persönlichen Daten der Jugendlichen: "Proximo, Alter 4672, strafmündig, Lupi Arcto, 4721, strafmündig sowie auch Nikira mit 4591 Zyklen! Das Erwachsenenstrafrecht ist auf sie alle nicht anwendbar, allerdings gibt es keinen Präzedenzfall für derartige Vergehen in ihrem Alter!"

Streng blickt er die Übeltäter an und fixiert als erstes den Jungen: "Was haben sie zu ihrer Verteidigung vorzubringen, Proximo!"

"Ich wollte einfach Nikira helfen und genau das habe ich auch gemacht!", antwortet der Angesprochene sicher und ehrlich.

Eigentlich möchte der Richter nachfragen, der Blick des Jungen verrät ihm allerdings dass dies sinnlos sein würde. Er schaut stattdessen in Richtung des aufgewühlten Canidar, welcher offensichtlich nicht weiß wie seine Erklärung aussehen würde.

"Wie sieht es mit ihnen aus, Lupi Arcto, wie rechtfertigen sie die Verfehlungen welche ihnen zur Last gelegt werden?", versucht der Vorsitzende herauszufinden.

"Ich, ich, ich weiß es nicht!", reagiert der Canidar mit betrübter Miene, "Mir tut es leid was passiert ist, mir ist klar dass man so etwas nicht tun darf aber ich wollte meinen Freunden helfen!"

"Es ist schön dass sie Reue zeigen, aber viel wichtiger ist, würden sie das was sie getan haben erneut tun? In der gleichen Situation?", ermittelt der Richter mit strengem Blick.

Unsicher und verlegen stammelt Lupi vor sich hin: "Nein, ja, nein, ja... aber... ich weiß nicht..."

Die hilfesuchenden Blicke des Canidar lassen keinen Zweifel daran dass er sich nicht sicher ist was er antworten soll.

"Lupi Arcto!", beginnt der Vorsitzende erneut mit grimmiger Stimme, "Würden sie ihre Taten unter den gleichen Umständen wiederholen und die gleichen unverzeihlichen Dinge zu tun welche sie getan haben?

Mit rotem Kopf sitzt der kleine Wolf da, bis es schließlich aus ihm herausplatzt: "Ja, ich würde meinen Freunden jederzeit wieder helfen und alles tun um sie zu retten!"

Außer einem Kopfschütteln weiß der Vorsitzende auch diesmal wenige vorzubringen, dreht sich aber anschließend zu Nikira um.

"Du bist doch aber ein kluges Mädchen, bereust deine Taten und würdest so etwas in dieser Art nie wieder tun!", tendiert der Canidar dazu dem Faeli-Mädchen ein wenig unter die Arme zu greifen, "Hier steht dass sie unfassbare Dinge während ihrer Gefangenschaft ertragen mussten und durch umprogrammieren der Deflektorkontrollen möglicherweise sogar die Vernichtung des Prototyps PT-108 Ankedris verhindert haben?"

Mit teilweise zusammengekniffenen Augen schaut der Richter das Mädchen an, welches nur unsicher mit dem Kopf nickt, durch wiederholtes, unbewusstes Schlagen mit dem Schwanz aber ihren Argwohn ausdrückt.

"Zu ihren Gunsten könnte man also vorbringen dass sie sich in einer psychischen Ausnahmesituation befunden haben, als sie die Ankedris sabotierten", merkt der Canidar vor, "Stimmen sie damit überein dass sie bei klarem Verstand niemals mit Absicht die, ihnen zur Last gelegten, Sabotageakte und Befehlsverweigerungen durchgeführt hätten?"

Nikira überlegt nicht lange und entschließt sich zur simplen Wahrheit: "Der Befehl zur Vernichtung eines wehrlosen Schiffes, mit Kindern an Bord, verstößt gegen unsere Gesetze und ist einfach falsch! Ich wusste was und warum ich es getan habe!"

"Gesetze welche im Notfall weniger schwer wiegen wie die Sicherheit der Ankedris, Centauris und dessen Bewohner!",erklärt der Wolf die Situation und lässt dabei das Pad, in seinen Pfoten , sinken, "Ihr macht es einem wirklich nicht leicht ein mildes Urteil zu fällen! Da es scheinbar keine weiteren Anträge gibt und die Schuld durch vorliegende Beweise und Geständnis als zweifelsfrei erwiesen gilt, wird Die Urteilsverkündung hiermit auf 65,00 CNT angesetzt!"

Proximo, dessen Ruhe immer noch ungebrochen scheint, meint nur beiläufig: "Immerhin lassen sie wohl nicht lange auf sich warten!"

Während die Jugendlichen abgeführt werden, erhebt sich auch die restliche Menge von ihren Sitzgelegenheiten und verlassen zügig den Verhandlungsraum.



17.06.09

AZARIN: Das Urteil

Die Verhandlung wird - wie erklärt - für die Urteilsfindung unterbrochen und die anwesenden Personen verlassen den Saal. Auch den drei Kindern wird es gestattet sich unter schwerer Bewachung ins Freie in den Hof des Gebäudes zu begeben. Lyra und Xelas beabsichtigen ebenfalls dorthin zu gehen, jedoch wird Xelas in dem Moment von einem Canidar mit braunem Fell aufgehalten.

"Captain Xelas, das Alpha möchte sie sprechen. Sie allein!"

Etwas verwundert trennen sich Lyra und Xelas voneinander und während Lyra zu den Kindern in den Hof geht, folgt Xelas dem braunen Canidar in einen kleinen Nebenraum des Gerichtssaals. An einem der Fenster steht Fenrir Akkunar und blickt heraus.

"Captain Xelas wie befohlen, mein Alpha!" sagt der braune Canidar und verlässt den Raum dann wieder.

Nachdem die beiden alleine sind, dreht sich Akkunar schließlich um und sieht einem nicht ganz so glücklichen Xelas ins Gesicht. Dieser fragt sich insgeheim in der letzten Zeit immer wieder, ob er nicht besser mit den Kindern geflohen wäre, muss sich jedoch jedes Mal wieder eingestehen, dass man sie dann alle mit großem Engagement gesucht hätte. Diese Erkenntnis wirkt allerdings keineswegs Trost spendend. Akkunar bleibt dies nicht verborgen, doch scheint ihn dieser Umstand nicht weiter zu stören.

"Ich mache es kurz Captain" beginnt er, "ich bin mit ihrem zurückliegenden Einsatz vollkommen zufrieden. Sie haben sich in meinen Augen sehr bewährt und es ist mir eine Freude Ihnen mitzuteilen, dass sie von nun an der dauerhafte Kommandant der AZA-271 Aira Carnya sind. Herzlichen Glückwunsch."

Xelas hat nun wirklich das, was er seit seiner Zeit auf der Akademie immer wollte. Jetzt ist er Kommandant eines bedeutenden Schlachtkreuzers und doch kann er sich darüber nicht richtig freuen. Er überlegt ein wenig, wie er das nun zum Ausdruck bringen soll, formuliert es aber schließlich so, wie es ihm als erstes in den Sinn gekommen ist.

"Mein Alpha, ich fühle mich geehrt aber ich nehme diese Beförderung nicht an!" und als er den, sich gefährlich verdunkelnden Blick Akkunars sieht, fügt er erklärend hinzu "Ich habe meinen Auftrag ausgeführt, doch habe ich damit meine Kinder in eine Lage gebracht, die ihnen das Leben kosten könnte. Mein größter Traum war es immer ein Schlachtkreuzer wie die Aira Carnya zu kommandieren, aber wenn ich das Leben meiner Kinder retten kann, so gebe ich dafür alles was ich besitze und auch diese Beförderung und damit meinen Traum."

Fenrir Akkunar lauscht dieser Ausführung ohne jedoch seinen Gesichtsausdruck auch nur ein wenig ins freundlichere zu verändern. Er hat eine solche Reaktion Xelas vorausgeahnt doch ist dies nicht akzeptabel. Der Mann würde das Schiff kommandieren und er würde dem schwarzen Rudel, dem das Schiff unterstand, seinen Treueeid leisten!

"Captain, was Ihren Kindern nun bevor steht, haben Ihre Kinder allein sich selbst zu verdanken! Sie haben einen Befehl ausgeführt und das werden Sie auch zukünftig anstandslos tun. Was mit Hochverrätern geschieht wissen Sie und noch können Sie hoffen, dass das Gericht bei Minderjährigen eine abweichende Regelung findet. In Ihrem Fall jedoch würde es niemals eine abweichende Regelung geben und genau das haben Sie gewusst!" sagt Akkunar in leisem, schneidenden und nicht ungefährlich wirkendem Ton. "Sie nehmen die Beförderung an, eine Alternative gibt es für Sie nicht. Nächste Woche melden Sie sich bei Ihrem Vorgesetzten und erledigen alle Formalitäten und Sie leisten anstandslos den Eid des schwarzen Rudels, dem Sie ab jetzt unterstehen. Hier sind Ihre Befehle, es gibt wie immer keine Diskussionen!"

Mit diesen Worten verlässt Akkunar den kleinen Raum. Er muss sich vor der Urteilsverkündung noch schnell mit jemandem unterhalten und auch daher hält er es für die nächste Zeit für vorteilhafter Xelas unter seiner direkten Kontrolle in den Reihen des schwarzen Rudels zu wissen.

Kurz nach dem Gespräch erklingt auch schon das Signal, dass die Verhandlungsfortführung in Kürze erwarten lässt und es ist an der Zeit für alle Beteiligten, ihre Plätze wieder einzunehmen. Auch Xelas begibt sich wieder in den Saal, während er intensiv über das eben gehaltene Gespräch mit dem mächtigsten Canidar des Canidar-felinen Bundes nachdenkt. Traurig schaut er abwechselnd immer wieder zuerst seine neuen Befehle und dann seine Kinder an, bis sich schließlich alle Anwesenden erheben und der Richter den Saal zur Urteilsverkündung betritt.

Dieser stellt sich umgehend an seinen Platz, schaut einmal in die Runde und beginnt dann: "Im Namen des Volkes des Canidar-felinen Bundes ergeht folgendes Urteil: Die Angeklagten Proximo - Sohn des Xelas, Nikira - Tochter des Xelas und Lupi Arcto werden wegen des erfüllten Tatbestands des Hochverrats zum Tode durch Erschießen verurteilt."

Bei diesen Worten ist es im Saal noch stiller, als es sonst bei Urteilsverkündungen üblich ist. Es ist nicht einmal ein noch so leises Räuspern zu hören.

"Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass die hier Angeklagten vorsätzlich die Regeln und Gesetze des Bundes gebrochen haben, um sich und Feinden des Bundes Vorteile zu verschaffen, womit Sie den Frieden aufs äußerste gefährdet haben. Gleichzeitig muss das Gericht hier die besondere Schwere der Tat feststellen, insbesondere da die Angeklagten nicht nur alle wissentlich und bei klarem Verstand, sondern auch noch ohne echte Reue gehandelt haben!

Mit der Entführung eines Schiffe der Raumflotte und der Entwendung geheimen Materials aus den Laboratorien begingen die Angeklagten Proximo und Lupi Arcto bereits eine schwere Straftat. Dennoch hatten sie bis zu diese Augenblick jederzeit die Möglichkeit umzukehren und sich zu stellen. Stattdessen setzten Sie ihren Weg fort, ignorierten Befehle eines Ranghöheren Offiziers und führten die sie verfolgenden Schiffe in eine Raumschlacht, in der sie dann schließlich Teile der Beweismittel in Form des entführten Schiffes und der entwendeten geheimen Module vernichteten.

Nachdem sich die Angeklagten Proximo und Lupi Arcto erkannt hatten, dass sie die Schiffe des Canidar-felinen Bundes direkt zu ihren Arbeitgebern geführt und diese damit enttarnt und deren Schiff schwer beschäftigt hatten, stellten sie sich schließlich. Nun, da die Gesetze des Bundes jedoch die komplette Vernichtung des Feindschiffes vorschrieben, trat ihre Komplizin Nikira in Aktion und versuchte erfolgreich diese vorgeschriebene Prozedur zu verhindern. Durch sie entkamen die Feinde des Bundes und haben nun weiterhin die Gelegenheit gegen dessen Volk vorzugehen und seine Geheimnisse zu veröffentlichen. Die Angeklagten den Canidar-felinen Bund also in höchste Gefahr gebracht. Auch wenn es sich in diesem Verfahren um Minderjährige Angeklagte handelt, können aufgrund der festgestellten Schwere der Tat keine strafmildernden Maßnahmen berücksichtigt werden. Gegen dieses Urteil kann keine Revision eingelegt werden. Das Urteil ist um 4,00 CNT des kommenden Zyklus zu vollstrecken. Die Verhandlung ist geschlossen."

Nach diesen Worten verlässt der Richter den Saal und die Kinder werden abgeführt. Für Xelas und Lyra bricht in diesem Augenblick eine Welt zusammen...



19.06.09

AZARIN: Die letzte Nacht

Nach der Verhandlung äußern die Kinder, auch Proximo, als letzten Wunsch die verbleibende Zeit bis zum kommenden Morgen mit ihren Eltern beziehungsweise Pflegeeltern verbringen zu dürfen. Als letzter Wunsch wird ihnen dies natürlich gewährt, auch wenn man ihren Eltern für diese Zeit ebenfalls sämtliche Berechtigungen im Umgang mit der Centauri-KI entzieht. Da die Ausgänge der Wohneinheiten von bewaffneten Soldaten bewacht werden, macht man sich einen - angesichts der Umstände - schönen Abend im Haus. Schlafen will in dieser Nacht niemand, denn alle sind sich ohne es auszusprechen darüber einig, dass diese letzte Nacht nicht mit Schlaf vergeudet werden sollte.

Zwischenzeitlich begibt sich Proximo für einige Zeit in sein Quartier, um sich noch einmal die Aufzeichnungen des Datenkristalls anzusehen und ihn dann einzustecken. Nikira macht Anstalten ihm zu folgen, doch Xelas hält sie mit einem irgendwie sehr vielsagenden Blick und einem angedeuteten leichten Kopfschütteln zurück. Proximo hingegen macht sich währenddessen ungewöhnliche Gedanken: Würde er morgen möglicherweise seine richtigen Eltern im Jenseits kennen lernen und auch seinen Vater - Pflegevater, wie er mittlerweile weiß - Tchark wieder treffen?

Mehr als diese Möglichkeiten einer versteckten und nicht sonderlich ausgeprägten Art von Glauben - mehr Hoffnung, dass dies nicht das Ende ist - überkommen ihn jedoch beim Betrachten des Kristalls die Erinnerungen an seine Kindheit. Die vielen schönen Tage auf Sanda mit seinem Vater Tchark kehren ihm ins Gedächtnis zurück und auch der Tag, an dem dieser Teil seiner Kindheit ein jähes Ende fand. Er erinnert sich daran, wie er mit dem kleinen Schiff der Venture-Klasse allein von Sanda fliehen musste und wenig später in dem Asteroidenfeld, in dem er sich versteckt hatte, mit großen Waffen beschossen wurde. Das nächste woran er sich erinnert ist eine Krankenstation auf einem fremden Schiff und ein fremder Kommandant der ihm Fragen stellte. Schließlich bekam Proximo von ihm seine ersten Fischstäbchen und nach und nach fasste er Vertrauen zu Xelas, dem fremden Kommandanten und erzählte ihm seine Geschichte.

Xelas hatte ihn darauf hin mit zu seinem Heimatplaneten Xatarias genommen, wo er schließlich Nikira kennen lernte und ein neues Zuhause fand. Mit der Zeit ging er dort wie jedes andere Faeli-Kind zur Schule und lernte für das Leben. Als Xelas schließlich nach einiger Zeit einen neuen Auftrag bekam, der die beiden getrennt hätte, brach für Proximo erneut eine Welt zusammen. So versteckte er sich damals mit Nikira zusammen auf der BFK-931 Schneeleopard, um nicht wieder von einer vaterähnlichen Vertrauensperson getrennt zu werden.

Proximo schluckt erschrocken, wird ihm doch auf einmal wieder bewusst, wie er sich Xelas gegenüber in der letzten Zeit verhalten hat, nach all dem, was dieser im Laufe der letzten Jahre für ihn tat und nach all dem was beide gemeinsam erlebten. Proximo hatte etwas sehr überdeutlich klar gestellt, nämlich das er nicht Xelas Sohn ist. Biologisch stimmt das natürlich, aber trotzdem entspricht es nicht unbedingt so richtig der Wahrheit. Dieser Gedanke beschäftigt ihn eine Weile und ihm wird eines sehr deutlich klar. Es ist nicht unbedingt wichtig, ob Xelas nun sein richtiger Vater ist, denn ausschlaggebend ist hier die Tatsache, dass er Proximo immer die gleiche väterliche Liebe entgegen gebracht hatte, wie Tchark und wie es vermutlich auch sein richtiger Vater getan hätte.

Von diesen Gedanken ergriffen sucht sich Proximo ein DataPad und verfasst eine kurze Nachricht. Anschließend legt er diese zusammen mit seinem Tritaniummesser in die Schublade seines Nachtschrankes neben seinem Bett, so dass Xelas beides hoffentlich finden würde. Proximo erwartet nicht, dass sein Vater wirklich versteht, warum er Niki retten musste, aber er will auf keinen Fall, dass Xelas von ihm nur eine Erinnerung bleibt oder er ihn gar vergisst. Anschließend versucht er diese Gedanken zu verdrängen und begibt sich zurück zu den anderen, um mit ihnen eine Variante von "Mensch, ärgere dich nicht! zu spielen.


Am kommenden Morgen holen vier schwer bewaffnete Soldaten die drei Kinder - korrekter eigentlich die Jugendlichen - ab und führen sie in den Hof eines großen Gebäudes. Kaum sind die Kinder außer Sichtweite, werden auch die beiden Eltern abgeholt und in einen Raum in eben jenem Gebäude gebracht, in dessen Hof nun ihre Kinder stehen. Beide hatten unter viel Protest seitens der Ordnungskräfte darauf bestanden bei der Ausführung der Strafe anwesend zu sein. Schließlich hatten diese eingewilligt, um es für die Verurteilten jedoch nicht noch schwerer zu machen, dürfen die beiden Erwachsenen nicht direkt im Hof anwesend sein.

Um 3,85 CNT marschieren fünfzehn, mit nagelneuen Phasergewehren bewaffnete Soldaten in den Hof und nehmen in einer Reihe Aufstellung vor der Wand, vor die man gerade die Kinder positioniert. Jedem der Drei wird eine schwarze Augenbinde angelegt und kurz darauf ertönt schon das Kommando: "Achtung! Legt an! Feuer!"

Um Punkt 4,00 CNT werden die Kinder von den Schüssen der fünfzehn Phasergewehre getroffen und rutschen leblos an der Wand hinter ihnen zu Boden. Etwa drei Stockwerke über dem Geschehen verliert bei diesem Anblick Lyra Lycaon ihr Bewusstsein und auch Xelas verspürt ungeheure seelische Schmerzen, als er mit ansieht, wie die Soldaten abrücken und die drei Leichen der Kinder aus dem Hof getragen werden.

22.10.09

Auf Wolken

Als Proximo erwacht, fühlt er sich schwerelos, was im starken Kontrast zu seinen brennenden Kopfschmerzen steht. Er öffnet die Augen und kann doch keine Änderung feststellen, ist sich allerdings fast sicher Geräusche zu vernehmen, auch wenn diese stark gedämpft erscheinen. Der Junge atmet gleichmäßig aus um aus dem reflektierten Luftstoß Rückschlüsse auf seine direkte Umgebung schließen zu können, findet aber nur heraus dass er wohl zu schweben scheint. Gerade will der Mensch sich noch mit den eigenartigen Geräuschen befassen, als plötzlich ein viel Lauteres alle anderen übertönt. Als er bemerkt dass dies nur das leise Öffnungsgeräusch einer Türe ist, ist er selbst überrascht und kneift die Augen, geblendet vom einfallenden Licht, zusammen. Proximo kann die undeutliche Silhouette keiner bekannten Person zuordnen, ihr Geruch jedoch erlaubt nur einen Schluss.

"Was willst du?", kommt der Junge sofort auf den Punkt.

Offensichtlich überrascht kontert die schwarze Canidar: "Begrüßt man so jemanden der einem das Leben gerettet hat?"

"Wenn es nicht zu deinem eigenen Vorteil wäre, hättest du es keinesfalls getan!", erwidert Proximo schroff und unfreundlich, "Außerdem ist es etwas dass ich dir freiwillig geben oder tun muss, denn wäre es nicht so, würdest du mich kaum persönlich besuchen oder freundlich zu mir sein!"

Ylia bringt keine Antwort zustande. War sie Sekunden zuvor noch überzeugt einfaches Spiel mit dem Jungen zu haben, welchen sie vor wenigen Tagen noch tatkräftig im Kampf unterstützt hat, muss die Canidar nun feststellen dass sie einem schweren Irrtum unterliegt. Nicht nur dass ihr Gegenüber unkooperativ ist, er hat sie auch noch innerhalb weniger Sekunden durchschaut und das obwohl der Menschenjunge noch unter den Nachwirkungen der Betäubung zu leiden hat. Doch der schwarze Wolf hat noch mehr als ein Ass im Ärmel um dieses Problem zu bewältigen.

"An deiner Stelle wäre ich nicht so vorlaut, immerhin bist du ein, zum Tode verurteilter, Verbrecher! Wenn du leben willst, hast du keine andere Wahl als das zu tun was ich verlange!", meint Ylia Lykan selbstsicher und weit weniger freundlich.

Mit einem Schulterzucken und die Argumentation völlig ignorierend fordert Proximo: "Ich will jetzt erstmal zu Nikira und Lupi, danach können wir vielleicht über das reden was du willst!"

"So eine Frechheit hier als verurteilter Schwerstverbrecher auch noch Forderungen zu stellen!", fährt ihn die Canidar wütend an, "Was lässt dich überhaupt glauben dass ich deine beiden stümperhaften Komplizen auch am Leben gelassen habe wo ich doch nichts von ihnen brauche?"

Ohne auch nur den geringsten Zweifel zu haben, erwidert der Mensch: "Weil diese zwei stümperhaften Komplizen nicht nur die versammelten Spezialisten von halb Centauri um Längen geschlagen haben, sondern auch noch dein einziges Druckmittel sind!"

Die, immer noch in der Tür stehende, Canidar, bemerkt dass es nun Zeit für ihren letzten Trumpf wird.

"Ein messerscharfer Verstand, fehlerfreie Schlussfolgerungen und psychologische Einschätzungsgabe!", lobt Ylia Lykan nüchtern, bevor sie die Wand berührt und ein animiertes Bild dort erscheint, "Trotzdem wirst du uns helfen, denn diese zwei roten Punkte sind genau das was du so gerne von mir hättest!"

Proximo steht gemächlich auf und geht durch die plötzlich einsetzende Schwerkraft in die Knie, ohne allerdings sonderlich überrascht zu sein, hat er doch sein Gegenüber sehr genau beobachtet und keine Anzeichen von Schwerelosigkeit feststellen können. Der Junge wirft einen flüchtigen Blick auf die hell erleuchtete Anzeige, als sie auch schon erlischt und durch ein fahles Umgebungslicht ersetzt wird.

"Du hast keine Wahl und das ist dir auch klar, denn wenn du nicht gehst, werden deine Freunde dort unten sterben!", meint die Canidar selbstsicher und zieht ein Tritaniummesser hervor, welches den Jungen ein wenig an sein altes erinnert und damit Erinnerungen weckt.

"Ich weiß doch dass du alles tun würdest um die beiden zu retten!", fährt der schwarze Wolf mit bösem Grinsen fort, "Deshalb wirst du jetzt dieses Messer sowie den Beam-Emitter hier nehmen, dich mit dem Transmitter freiwillig auf einen Planeten transportieren, welcher voll von Fallen, sengender Hitze, klirrender Kälte, wilden Tieren und anderen tödlichen Gefahren ist, nur um deine Freunde zu retten!"

Wortlos und ohne Zögern nimmt der Menschenjunge die ihm angebotene Waffe, was erneut Heiterkeit beim Canidar auslöst: "Ist es nicht bedrückend so berechenbar zu sein?"

"Vielleicht", erwidert Proximo kalt und unbeeindruckt, "Du solltest dir aber lieber Gedanken darum machen was mit letzten Entführern Nikiras passiert ist oder was mit dir geschieht wenn ihr oder Lupi auch nur das geringste zustößt!"

Noch bevor das letzte Atom Proximos den Raum verlassen hat, verschwindet das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht der Canidar, wohl ahnend dass der Junge ihr nicht nur leere Worte entgegen geworfen hat.

04.12.09

Auf gefährlichen Pfaden

Auf dem Planeten angekommen, wird Proximo erneut in die Knie gezwungen, doch nicht die Umstellung von Schwerelosigkeit zu Normalschwerkraft sind der Grund, vielmehr erhöhte Anziehungskräfte machen ihm zu schaffen. Langsam richtet er sich auf, steckt den nun leeren Transmitter an seine schlichte Uniform und betrachtet als erstes das Emblem auf dem Messer in seiner Rechten. Hätte man ihn wenige Monate zuvor mit dieser Ausrüstung auf einem gefährlichen und unbekannten Planeten ausgesetzt, wäre der Junge wohl in Panik verfallen. Jetzt aber bemerkt er nicht einmal, dass sein medizinischer Anzug fehlt. Weit auffallender ist für ihn das seltsame Zeichen auf Messer und Anzug und er auf einmal wird ihm auch klar wo dieses zuletzt zu sehen war. Aktuell ist es aber wichtiger sich zu orientieren, schließlich hat ihm der Wolf in Aussicht gestellt dass seinen Freunden Gefahr droht. Was bleibt ihm schon anderes übrig als den einzigen Felsen dieser trostlosen Gegend zu erklimmen und dabei einige male fast die rutschigen Steine hinunter zu fallen.

Oben angekommen überblickt der Junge die Gegend und vergleicht dessen Konturen mit der Karte, welche in gewohnter, photographischer Genauigkeit in seinem Kopf herumspukt. Doch genau in diesem Moment wird ihm klar dass er ausgetrickst wurde. Das Standbild welches Proximo vor sich hat ist großteils unbrauchbar, sind doch die verschiedenen Informationen nur in der zusammenhängenden Videoanimation zu sehen gewesen. Ylia scheint wohl über diese Fähigkeit bescheid zu wissen und ist sich entweder dessen Beschränkungen bewusst oder möchte diese genauer ausloten. Andererseits könnte es genau so gut sein dass dies nur Zufall ist, ganz sicher ist sich der Junge nicht. Aber es hilft nichts, er muss sich Schritt für Schritt an die komplizierte Abfolge erinnern, die Zeichen und Bilder in seinem Kopf zusammenfügen und diese Informationen für sich nutzen um zum Ziel zu kommen.

Er bemerkt gar nicht welche Gefahr sich hinter ihm zusammenbraut, bis es fast zu spät ist. Ein wütend Tier, welches an einen Bären mit Hörnern erinnert, stürmt ohne Vorwarnung, oder ersichtlichen Grund, auf den Jungen zu, welcher den Prankenschlag nur durch das Heben der Hände abmildern kann. Der gewaltige Angriff stößt Proximo gut drei Meter zurück und zerschneidet das Fleisch seiner Rechten bis auf den Knochen. Er hat nichtmal Zeit den Schmerz zu spüren, bevor der Junge einem zweiten Angriff nur knapp entrinnt und panisch mit der linken Hand nach dem Messer tastet, welches er mit der Anderen durch die schweren Wunden nicht mehr erreichen kann.

Der Schmerz sowie plötzlicher Blutverlust wirken dem Adrenalin entgegen, welches in diesem Moment Leben rettend sein könnte und auch sein besonders ausgeprägtes Reaktionsvermögen scheint irgendwie unterdrückt zu werden. Nur mit viel Glück entkommt er einem Hieb bevor ein Zweiter ihn erneut zu Boden wirft und außerdem gefährliche Verletzungen an seiner Brust hinterlässt. Verzweifelt wirft Proximo dem Tier sein Messer entgegen, welches aber ohne große Wirkung in der Brust des aufgerichteten Bärenwesens stecken bleibt und es damit erst richtig wütend macht. Die ungewohnte Schwerkraft erschwert jegliche Bewegung für den Jungen, der Bär aber wird durch die aus diesem Grund stärker ausgebildeten Muskeln zu einer noch größeren Gefahr. Er versucht mit einem gewagten Sprung an das Tier sowie sein Messer heranzukommen, ist aber viel zu langsam und wird bei dem Versuch so stark am Kopf getroffen dass er benommen am Boden liegen bleibt. Als sich das Wesen daraufhin mit vollem Gewicht und Kraft auf ihn stürzt, ist Proximo nicht mehr in der Lage der Attacke zu entgehen, der Treffer zerbricht seinen Oberschenkelknochen wie ein Streichholz. Doch gerade als das Tier zum vielleicht letzten Schlag ausholen will, fliegt ein Stein durch die Luft und verfehlt das Bärenwesen knapp, es reicht aber um dessen Aufmerksam zu binden bevor ein größerer Felsbrocken endlich wirklich trifft. Wütend fährt die mächtige Gestalt herum und stößt ein seltsames, klirrendes Geräusch aus, welches wohl für andere Wesen dieses Planeten einschüchtern klingt. Doch schon fliegt ein weiterer Stein und schlägt am Kopf des Tiers auf, was dieses endlich von seiner Beute ablenkt, während Proximo immer noch teilnahmslos die Geschehnisse beobachtet. Wild klirrend stürmt es davon in Richtung einer anderen Gestalt, welche sich gerade rennend, auf allen Vieren, entfernt.

"Komm schon!", hört der Junge ein Flüstern hinter sich, welches ihm seltsam vertraut vor kommt.

Er schaut sich um und erblickt einen erdfarbenen Wolf, welche Proximo mit der Schnauze am linken Arm packt und unter größter Anstrengung mit sich schleift, dabei verliert der Junge endgültig das Bewusstsein.

05.12.09

Alles neu, nichts sicher

Nur ein fahles Licht fällt in den Raum in welchem Proximo liegt. Außer ihm und einer, nur schemenhaft erkennbaren, weiblichen Gestalt scheint niemand da zu sein, diese jedoch nähert sich immer weiter und versucht ihm etwas Flüssigkeit einzuflößen. Als dies schließlich endlich gelungen ist, stellt das Mädchen das Gefäß zur Seite und streichelt sanft über das Gesicht des Menschen. Er scheint nicht zu reagieren und dennoch schreckt sie scheinbar ertappt zurück, von ihm abzulassen ist für das Weibchen jedoch ebenfalls keine Option. Wohl auch deshalb nähert sie sich wieder vorsichtig, Millimeter für Millimeter, dem Gesicht Proximo's und beobachtet diesen aufmerksam, als würde sie versuchen etwas zu stehlen. Ein Knirschen von außerhalb es Raumes verhindert im letzten Augenblick das Zusammentreffen der Lippen und lässt das Mädchen schnell aufstehen und den Raum verlassen.

Später, während der Menschenjunge endlich wieder erwacht, nimmt dieser schemenhaft genau jenes Wesen wahr, welches ihn scheinbar zuvor gerettet hat. Es steht über ihm und beobachtet ganz genau jede noch so kleine Muskelzuckung mit seinen großen Wolfsaugen. Als Proximo endlich die Augen aufschlägt ist es plötzlich ganz aufgeregt und wendet seinen Kopf in eine andere Richtung.

"Schnell! Er ist aufgewacht!", ist das Erste was der Junge hört, als er endlich erkennt wer sein Retter wirklich ist.

Langsam richtet sich der Mensch auf und schaut sich neugierig in der kleinen Höhle um, bevor er den Canidar ausfragt: "Was ist passiert, wo bin ich und warum bist du so schmutzig?"

"Es hat gut 13 Tage gebraucht, ihn so schmutzig zu kriegen!", mischt sich eine weibliche Faeli ein, welch gerade die Höhle betritt, "Ist es nicht so, Lupi?"

Mit hängendem Kopf erklärt der Wolf die Umstände: "Naja, Weiß ist nicht unbedingt eine unauffällige Farbe, die Tiere hier haben außerdem panische Angst vor meinem natürlichen Körpergeruch und nicht zuletzt hat sie mich dazu gezwungen!"

"Pappalapap, wenn ich das Glück hätte wie die Zehnfüßer zu riechen, würde ich mich auch nicht mehr waschen!", reagiert Nikira auf die Anschuldigungen und räumt ein komisch aussehendes, gut zwei Meter langes, Schalentier von ihrem Rücken in eine Ecke der Höhle.

"Zehnfüßer? 13 Tage? Was wird hier gespielt?", versucht Proximo herauszufinden und ignoriert dabei vorerst sogar die Anwesenheit Nikiras.

"Während du dich schön ausgeschlafen hast, haben wir hier ums nackte Überleben gekämpft!", beginnt die Faeli sichtlich gekränkt, "Wenn wir uns nicht verzählt haben, sind es bereits 21 Tag, und als hätten wir sonst nichts anderes zu tun, mussten wir dich gleich auch noch retten!"

Einige Sekunden bleibt es still, bevor Proximo seinerseits wieder zu sprechen beginnt: "Das heißt ihr seid freiwillig hier runter gebeamt, 21 Tage vor mir, während ich bewusstlos war?"

"Wenn du unter freiwillig die Wahl zwischen Transporterraum und Luftschleuse verstehst, dann war es wohl so, allerdings wissen wir auch nicht warum du so lange oben bleiben musstest! Wir haben gehofft du könntest uns das sagen?", meint das Katzenmädchen mit fragendem Gesichtsausdruck.

"Ich dachte es wären höchstens einige Stunden vergangen seit wir auf Centauri erschossen worden sind! ", erklärt der Junge die Sachlage, "Mir hat man nur gesagt dass ich euch retten muss!"

"Retten? Nicht nötig, wir können ganz gut alleine auf uns aufpassen!", meint das Weibchen, leicht eingeschnappt, bevor sie das selbst gefangene Schaltier mit einer Kraft zerteilt, die für diese Beute etwas übertrieben erscheint.

Die beiden Jungen stehen, etwas irritiert, da und beobachten mit großen Augen wie Nikira, offensichtlich wütend, das tote Tier zu Brei schlägt.

"Was ist?", erwidert die Faeli unschuldig und schaut die Beiden giftig an, "Ihr könntet mir ruhig helfen anstatt mich die Arbeit ganz alleine machen zu lassen! Einer muss schließlich Wache stehen!"

"Dass übernehme ich!", meint Proximo vorschnell, steht ruckartig auf, kann aber dann das Gleichgewicht nicht halten und wird nur durch das Eingreifen des Wolfes vor einem Sturz bewahrt.

"Vorsicht, du bist schlimm verletzt worden und hattest gestern sogar noch Wundfieber! Du bleibst liegen und Lupi übernimmt die Wache!", meint das Katzemädchen trocken aus der Ecke und hackt weiter das Essen klein.

"Fieber? Verletzungen? Gestern?", erkundigt sich Proximo ungläubig über weitere, für ihn unerklärliche, Phänomene, "Keine Verletzung hält bei mir mehr wie ein oder zwei Tage und Fieber hab ich normal auch keines!"

"Höhe 22. Wirbelknochen!", reagiert das Katzenmädchen mit einem unterdrückten Seufzer, was beim Jungen aber nur einen unschlüssigen Gesichtsausdruck auslöst.

"Über deinem Arsch Proximo!", wiederholt Nikira mit gröberen Worten, worauf die Hand des Jungen dorthin wandert und ein Gerät ertastet.

"Wir haben beide auch so ein Ding bekommen!", erwähnt sie wie beiläufig und deutet auf ihren eigenen sowie Lupis oberen Beckenbereich, "Sie könnten unsere Fähigkeiten, Verhalten, Wahrnehmung, Konditionierung oder auch genau so gut überhaupt nichts verändern, jedenfalls müssen wir auf der Hut sein!"

Proximo scheint immer noch nicht ganz zu verstehen was das ganze mit seinem Zustand zu tun hat, weshalb das Mädchen gezwungenermaßen fortfährt: "Die Geräte scheinen direkt mit dem Rückenmark verbunden zu sein und unterbindet vielleicht auch deine Fähigkeiten, ähnlich wie die Centaurisuite aber ohne dessen Vorteile!"

"Dann schneide es einfach raus!", meint Proximo in sicherem Tonfall, "Sobald es weg ist, heilen auch die Wunde wieder zu!"

Etwas unsicher wiegt die Faeli den Kopf, sie hatte sich das schon genauer überlegt und damit spekuliert. Ein unüberlegtes, sofortiges Nein, auf diese Frage wäre wohl übertrieben, dennoch gibt es wohl Gründe dafür warum alle drei noch immer dieses Gerät tragen.

"Ich hab ja schon erwähnt dass das Gerät direkt mit der Wirbelsäule, genauergesagt dem Nerfensystem verbunden ist! Ich bin nicht sicher wie genau es Signale an das Gehirn sendet, aber während es das tut, würde eine Entfernung mit ziemlicher Sicherheit zu einem sehr schmerzhaften Tod führen!", erklärt Nikira die Funktion des komplexen Geräts, "Man bekommt es also nur durch ganz spezielle Werkzeuge oder bei erschöpften Energiezellen ab!"

"Wie lange dauert es denn bis es leer ist?", will der Menschenjunge die naheliegenste Möglichkeit ergreifen.

"Je nach Modell zwischen 100.000 und 300.000 Centauri-Zyklen, ich denke nicht dass du das noch erleben wirst!", erwidert das Faeli-Weibchen spöttisch, "Was gedenkt der große Held denn jetzt zu tun?"

Der Menschenjunge überlegt einige Sekunden und will seine Entscheidung dann bekannt geben, doch das Weibchen fährt ihm sofort über den Mund: "Nein, auf keinen Fall! Sei wenigstens einmal ein bisschen erwachsen, leg dich hin und ruhe dich aus bist du ganz gesund bist! Auf ein bis zwei Tage kommt er jetzt auch nicht mehr an, da wir keine Ahnung haben ob und wann wir jemals wieder nachhause kommen!"

Die Faeli hat eine Überzeugungskraft, der Proximo nur selten etwas entgegenzusetzen hat und nicht zuletzt ist sie auch eine gute Ärztin. Insgeheim wünscht sich der Junge sogar von Nikira umsorgt und gesund gepflegt zu werden, dennoch folgt er der medizinischen Empfehlung nur ungern, legt seinen Kopf aber schließlich erneut auf den sandigen Erdboden.




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