Proximo Colonies/Stories/201-210
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Version vom 9. Januar 2010, 20:54 Uhr
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Die Geschichte der Proximo Colonies
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16.12.2009
Puzzlestücke
Es dauert noch ganze fünf Tage, bis Proximo wieder einigermaßen fit ist und es wäre wohl noch viel länger gegangen, hätte Nikira nicht über einen Erste-Hilfe-Koffer verfügt, was doch einige Fragen aufwirft.
Die Stunden und Tage auf diesem unbekannten Himmelskörper sind gleichermaßen anstrengend wie gefährlich und dennoch ist da eine ungewohnte Zufriedenheit, mit sich und der Welt, im Menschenjunge, welche er sich nicht mal erklären kann. In jedem Fall hat dies auch was mit der Gegenwart seiner Freunde zu tun, wie an dem Tag als draußen gerade die Regentropfen zu Boden fallen, und Lupi von aufregenden Begegnungen in der Wüste und dem felsigen Umland erzählt. Von gefährlichen Sandfischen, die durch die Wüste zu schwimmen scheinen, gewaltigen Klauenwürmern welche einen Durchmesser von mehreren Metern haben sollen und nicht zuletzt dem Zehnfüßer, dem größten Jäger dieser eigenartigen Welt.
Proximo folgt aufmerksam, doch das Katzenmädchen scheint abgelenkt, und obwohl sie die Geschichte wohl schon kennt, scheint es etwas anderes zu sein dass Unruhe in ihr weckt, täglich schlimmer statt besser werdend. Da kommt es ihr gerade recht wenn sie für die Jagd die Höhle verlassen kann und betritt diese dann tatsächlich auch oft erst nach Einbruch der Nacht wieder. Während dieser Zeit alleine mit dem Wolfsjungen, erfährt der Mensch dann auch, dass dieser ebenfalls ein technisches Utensil, genauer einen Trikorder, bekommen hat, durch welchen es überhaupt erst möglich war ihn so schnell aufzuspüren, als dieser auf diesem Planet landete. Es ist das erste mal dass sich der Menschenjunge Gedanken über die Bedeutung der Gegenstände macht, von welchen er oft im Zusammenhang mit Ylia's Namen hört, und schließlich auch, am 27. Tag auf diesem Planet, darauf angesprochen wird.
"Hast du eigentlich etwas bekommen, bevor du auf den Planeten gebeamt wurdest?", erörtert das Katzenmädchen beiläufig, während sie, wie so schon so oft, die Stücke jenes Tieres zerteilt, welches sie gefangen hat.
Der Menschenjunge erinnert sich, verstärkt durch die vorherigen Gedankengänge, ganz genau daran: "Ja! Ein Tritaniummesser mit einem eigenartigen Emblem, aber leider hab ich es beim Kampf mit diesem Tier verloren!"
"Du kannst von Glück sagen dass du nicht noch mehr verloren hast!", meint Nikira zynisch-unfreundlich, "Allerdings haben Lupi und ich eine Theorie über unseren Aufenthalt hier, welche mit den Sachen zu tun hat die wir bekommen haben!"
"Welche Theorie?", reagiert Proximo neugierig.
"Naja es ist etwas weit her geholt, aber Ylia sagte, bevor sie uns auf den Planeten geschickt hat, dass sie uns alles mitgeben würde was wir brauchen! Es wäre doch denkbar dass jeder von uns ein Teil des Puzzles hat oder nicht?", überlegt das Weibchen und geht dabei erneut die verfügbaren Utensilien im Kopf durch.
Proximo glaubt die Antwort bereits zu kennen, Nikira kommt ihm aber, mit demselben Gedanken, zuvor: "Vielleicht hat es etwas mit dem speziellen Metall und seiner Unzerbrechlichkeit zu tun?"
"Das dachte ich auch, aber glaubst du wirklich an ein Rätsel oder dass dieses Messer etwas damit zu tun hat?", kommt der Junge endlich zu Wort, "Es wäre doch auch möglich dass man uns verbannen statt töten wollte!"
"Hmm, mag sein, aber warum dann die gestellte Hinrichtung, wieso solltest du so lange auf dem Schiff festgehalten werden und welchen Sinn hätte es so lang im Orbit zu warten wenn sie uns nur loswerden wollten?", schlussfolgert die Faeli scharfsinnig, während sie mit einer Kralle auf eine Signatur bei Lupis Trikorder deutet.
"Da ist schon was dran!", bestätigt Proximo die Theorie, "Ich weiß zwar nicht, was uns das Ding bringen könnte, aber es sollte nicht schwer sein es zu finden!"
Nachdem auch noch der Canidar über den Plan informiert worden ist und dieser, nach einem ratlosen Kopfschütteln, eingewilligt hat mitzugehen, ist es endlich Zeit die schützende Höhle aufzusuchen.
07.01.10
Eisige Hitze
Exakt in dieser Nacht jedoch, wacht Proximo auf und bemerkt gerade noch wie sich die Türe zur Höhle schließt. Das Schnarchen des schlafenden Wolfes ist in aus der Dunkelheit deutlich zu vernehmen, an Nikiras Schlafstelle hingegen kann der Junge nur die borstige Schlafunterlage ertasten. Entschlossen steht Proximo auf, tritt fast auf den Schwanz von Lupi und erreicht tastend den Ausgang, welchen er vorsichtig öffnet und eben so leise wieder hinter sich schließt.
Draußen erblickt Proximo den Rücken des Katzenmädchens, welches ihre Pfoten ganz nah an den Körper drückt. Auch wenn zur Mittagszeit sogar die wenigen massiven Felsen anfangen zu glühen und der ungeschützte Aufenthalte in der Sonne innerhalb weniger Minuten zum Tod führt, fällt die Außentemperatur in der Nacht ins tiefe Minus. Deshalb nähert sich der Junge besonders besorgt und legt schützend die Hände um Nikira, welche erschrocken zusammen zuckt.
"Ich bin es nur!", versucht der Junge zu beruhigen, doch das Zittern des Mädchens bleibt und scheint nicht nur von der Kälte herzurühren.
Unfreundlich faucht ihn das Weibchen an: "Was machst du um die Zeit hier draußen?"
"Diese Frage stellst du mir?", reagiert Proximo verblüfft, "Du bist doch diejenige die zuerst raus gegangen ist! Ist dir nicht kalt?"
"Nein, und jetzt geh!", befiehlt das Weibchen, wobei es zunehmend verkrampfter wirkt.
"Vielleicht hast du Fieber?", meint Proximo und hält seine Hand an die Stirn des Katzenmädchens, "Ja, du bist wirklich sehr heiß!"
Auch wenn es der Menschenjunge kaum wahrnimmt, erhöht sich doch der Herzschlag Nikiras und auch die Atmung scheint diesem nicht nachzustehen.
"Tu das nicht!", flüstert sie gepresst als Proximo auch ihren Nacken und Ohren betastet und damit die erhöhte Temperatur verifiziert.
Obwohl das Weibchen mit abwehrenden Worten auf seine Berührungen reagiert, streichelt der Junge ganz sanft ihren Hals und schmiegt sich an sie. Es scheint erst so als würde Nikira dies genau so genießen wie er selbst und doch rinnt plötzlich eine Träne ihr Gesicht hinunter und versickert dann langsam im dichten Fell. Proximo hat keine Ahnung was sie von ihm erwartet und steht einfach nur da, seine Hände auf den Schultern des Mädchens, bis sie sich endlich zu ihm umdreht.
"Warum hörst du auf?", fragt das Weibchen mit weinerlicher Miene, "Bin ich für dich zu Hässlich? Zu schwach? Ist es weil ich eine Faeli bin?"
"Was?", reagiert der Menschenjunge völlig perplex, bevor ihn Nikira, ohne Vorwarnung, auf den Mund küsst.
Ein Widerstand ist völlig undenkbar als sich das Katzenmädchen an ihn drückt und ihre Pfoten den Rücken Proximos hinunter streichen lässt. Nun bemerkt auch er wie heiß es einem, bei einer Außentemperatur von -32 Celsiusgraden, werden kann. Jegliche Frage scheint in diesem Moment überflüssig, Antworten unbedeutend und doch kann er das Warum nicht auf sich beruhen lassen. Es ist nicht schwer zu erraten was Nikira vom ihm will, jedes Mal wenn sie ihn berührt fühlt der Junge ihre Zuneigung stärker, aber da ist noch etwas anderes das von einer zur anderen Sekunde zunimmt. Der Mensch zögert dadurch kurz und drückt sie etwas von sich weg als ihn, total unvorbereitet, ein Prankenschlag des Weibchens mitten ins Gesicht trifft welcher tiefe Kratzspuren darauf hinterlässt.
Das letzte was der Junge von ihr zu sehen bekommt ist ein verweintes Gesicht dass sich sofort von ihm abwendet und in der Höhle verschwindet. Völlig perplex und blutend bleibt Proximo zurück, sich fragend was eigentlich plötzlich los ist. Es vergeht noch fast eine halbe Stunde, in dieser Kälte, bis Proximo endlich ebenfalls die Höhle betritt, seine Wunde mit etwas Wasser abspült bis sie aufgehört hat zu bluten und sich dann endlich schlafen legt, ohne zu wissen was er eigentlich falsch gemacht hat.
08.01.2010
Bewegungen im Schatten
Diese Frage nach dem Weshalb und Warum steht ihm auch noch ins Gesicht geschrieben, als er am nächsten Morgen erwacht und die Verkrustungen entlang seiner Wange betastet.
Proximo erinnert sich dadurch gerade wieder an die vorangegangene Nacht, als Nikira mit einem Dermalregenerator an ihn herantritt: "Halt still, ich mach es weg!"
"Nein!", reagiert der Menschenjunge eingeschnappt, "Nur wenn du mir vorher sagst warum du mich eigentlich geschlagen hast!"
"Du willst doch nicht so herumlaufen? Das entzündet sich und gibt Narben!", reagiert das Mädchen abwehrend.
Mit einem ungewöhnlich strengen Blick fixiert Proximo ihre Augen, welche sich daraufhin zu Boden richten, ohne auch nur die Spur einer Antwort zu geben.
"Schön!", reagiert der Junge mit angespannten Gesichtszügen, "Dann bleibt die Verletzung da so lange bis du es mir gesagt hast!"
"Du bist so ein Idiot!", erwidert das Weibchen aufgebracht, "Wenn du das nicht selber weißt, geschieht dir das ganz recht!"
Wütend stapft sie aus der Tür der Behausung und begegnet draußen Lupi, welcher gerade den Tag mit einem wolftypischen Morgengruß eröffnet, bei dem er die Vorderläufe nach vorne Streckt, sich mit dem restlichen Körper bis zum Boden durchstreckt und dabei der Sonne entgegen gähnt.
"Guten Morgen!", begrüßt der Canidar das Mädchen und sieht in diesem Moment auch schon Proximo vorbei laufen, welcher ebenfalls den allmorgendlichen Gruß verweigert.
"Du!", flüstert Lupi vorsichtig der Faeli zu, "Weißt du wieso er Verletzungen im Gesicht hat oder warum er so wütend ist?"
"Weil er ein Idiot ist!", antwortet das Weibchen gereizt und packt ihre wenigen Sachen zusammen.
Unsicher nickt der Wolf mit dem Kopf und trabt dann langsam der Faeli hinterher um auch etwas vom Frühstück ab zu bekommen.
Während die drei nebeneinander am Feuer sitzen und die übrig gebliebenen Reste einer mehr als überdimensionalen Raupe verzehren, sprechen sie kein Wort. Nicht einmal Lupi traut sich das Schweigen zu brechen und wartet genau so still darauf dass es endlich losgeht.
Der Marsch in Richtung der Landestelle von Proximo dauert nur etwa eine Stunde in welcher bestenfalls die Silben So, Ja und Ah zu vernehmen sind, wenn der Wolf versucht die Stimmung aufzulockern. Die meiste Zeit verbringt dieser allerdings mit der Nase am Boden, was dem Menschenjunge sehr seltsam vorkommt, schließlich hält der Wolf normal nicht viel von seinen natürlichen Fähigkeiten, sondern setzt lieber Technik und sein Köpfchen ein um Probleme zu lösen. Es ist wirklich verwirrend wieviele Sachen sich geändert zu haben scheinen und wie sich diese auf ihr tägliches zusammenleben auswirken. Der Menschenjunge trabt in diese Gedanken versunken hinter den anderen her, bis die Faeli plötzlich wild mit den Pfoten fuchtelt und Zeichen gibt sich hinzu knien und leise zu sein.
"Irgendetwas bewegt sich, ich spüre es!", flüstert das Weibchen und auch Lupi spitzt die Ohren, nur der Menschenjunge kann nichts außergewöhnliches feststellen.
Doch da erblickt der er etwas anderes dass seine Aufmerksamkeit verlangt. Das verschollene Tritaniummesser liegt einfach auf dem sandigen Boden und scheint nur darauf zu warten aufgehoben zu werden. Die Warnungen ignorierend will Proximo beweisen dass hier nichts ist was man fürchten müsste, läuft die restlichen Schritte auf die Waffe zu und nimmt diese, trotz den beschwörenden Zeichen der anderen beiden, vom staubigen Boden auf.
"Was habt ihr denn, hier ist nichts!", meint der Mensch selbstsicher, doch in jenem Moment, als er das letzte Wort ausgesprochen hat, spürt auch er das Beben im Untergrund.