Proximo Colonies/Stories/work

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27/05/09 - Teil 2 von 3 -- Azarin

Die Geschichte der Proximo Colonies

Die letzte Nacht

Nach der Verhandlung äußern die Kinder, auch Proximo, als letzten Wunsch die verbleibende Zeit bis zum kommenden Morgen mit ihren Eltern beziehungsweise Pflegeeltern verbringen zu dürfen. Als letzter Wunsch wird ihnen dies natürlich gewährt, auch wenn man ihren Eltern für diese Zeit ebenfalls sämtliche Berechtigungen im Umgang mit der Centauri-KI entzieht. Da die Ausgänge der Wohneinheiten von bewaffneten Soldaten bewacht werden, macht man sich einen - angesichts der Umstände - schönen Abend im Haus. Schlafen will in dieser Nacht niemand, denn alle sind sich ohne es auszusprechen darüber einig, dass diese letzte Nacht nicht mit Schlaf vergeudet werden sollte.

Zwischenzeitlich begibt sich Proximo für einige Zeit in sein Quartier, um sich noch einmal die Aufzeichnungen des Datenkristalls anzusehen und ihn dann einzustecken. Nikira macht Anstalten ihm zu folgen, doch Xelas hält sie mit einem irgendwie sehr vielsagenden Blick und einem angedeuteten leichten Kopfschütteln zurück. Proximo hingegen macht sich währenddessen ungewöhnliche Gedanken: Würde er morgen möglicherweise seine richtigen Eltern im Jenseits kennen lernen und auch seinen Vater - Pflegevater, wie er mittlerweile weiß - Tchark wieder treffen?

Mehr als diese Möglichkeiten einer versteckten und nicht sonderlich ausgeprägten Art von Glauben - mehr Hoffnung, dass dies nicht das Ende ist - überkommen ihn jedoch beim Betrachten des Kristalls die Erinnerungen an seine Kindheit. Die vielen schönen Tage auf Sanda mit seinem Vater Tchark kehren ihm ins Gedächtnis zurück und auch der Tag, an dem dieser Teil seiner Kindheit ein jähes Ende fand. Er erinnert sich daran, wie er mit dem kleinen Schiff der Venture-Klasse allein von Sanda fliehen musste und wenig später in dem Asteroidenfeld, in dem er sich versteckt hatte, mit großen Waffen beschossen wurde. Das nächste woran er sich erinnert ist eine Krankenstation auf einem fremden Schiff und ein fremder Kommandant der ihm Fragen stellte. Schließlich bekam Proximo von ihm seine ersten Fischstäbchen und nach und nach fasste er Vertrauen zu Xelas, dem fremden Kommandanten und erzählte ihm seine Geschichte.

Xelas hatte ihn darauf hin mit zu seinem Heimatplaneten Xatarias genommen, wo er schließlich Nikira kennen lernte und ein neues Zuhause fand. Mit der Zeit ging er dort wie jedes andere Faeli-Kind zur Schule und lernte für das Leben. Als Xelas schließlich nach einiger Zeit einen neuen Auftrag bekam, der die beiden getrennt hätte, brach für Proximo erneut eine Welt zusammen. So versteckte er sich damals mit Nikira zusammen auf der BFK-931 Schneeleopard, um nicht wieder von einer vaterähnlichen Vertrauensperson getrennt zu werden.

Proximo schluckt erschrocken, wird ihm doch auf einmal wieder bewusst, wie er sich Xelas gegenüber in der letzten Zeit verhalten hat, nach all dem, was dieser im Laufe der letzten Jahre für ihn tat und nach all dem was beide gemeinsam erlebten. Proximo hatte etwas sehr überdeutlich klar gestellt, nämlich das er nicht Xelas Sohn ist. Biologisch stimmt das natürlich, aber trotzdem entspricht es nicht unbedingt so richtig der Wahrheit. Dieser Gedanke beschäftigt ihn eine Weile und ihm wird eines sehr deutlich klar. Es ist nicht unbedingt wichtig, ob Xelas nun sein richtiger Vater ist, denn ausschlaggebend ist hier die Tatsache, dass er Proximo immer die gleiche väterliche Liebe entgegen gebracht hatte, wie Tchark und wie es vermutlich auch sein richtiger Vater getan hätte.

Von diesen Gedanken ergriffen sucht sich Proximo ein DataPad und verfasst eine kurze Nachricht. Anschließend legt er diese zusammen mit seinem Tritaniummesser in die Schublade seines Nachtschrankes neben seinem Bett, so dass Xelas beides hoffentlich finden würde. Proximo erwartet nicht, dass sein Vater wirklich versteht, warum er Niki retten musste, aber er will auf keinen Fall, dass Xelas von ihm nur eine Erinnerung bleibt oder er ihn gar vergisst. Anschließend versucht er diese Gedanken zu verdrängen und begibt sich zurück zu den anderen, um mit ihnen eine Variante von "Mensch, ärgere dich nicht! zu spielen.


Am kommenden Morgen holen vier schwer bewaffnete Soldaten die drei Kinder - korrekter eigentlich die Jugendlichen - ab und führen sie in den Hof eines großen Gebäudes. Kaum sind die Kinder außer Sichtweite, werden auch die beiden Eltern abgeholt und in einen Raum in eben jenem Gebäude gebracht, in dessen Hof nun ihre Kinder stehen. Beide hatten unter viel Protest seitens der Ordnungskräfte darauf bestanden bei der Ausführung der Strafe anwesend zu sein. Schließlich hatten diese eingewilligt, um es für die Verurteilten jedoch nicht noch schwerer zu machen, dürfen die beiden Erwachsenen nicht direkt im Hof anwesend sein.

Um 3,85 CNT marschieren fünfzehn, mit nagelneuen Phasergewehren bewaffnete Soldaten in den Hof und nehmen in einer Reihe Aufstellung vor der Wand, vor die man gerade die Kinder positioniert. Jedem der Drei wird eine schwarze Augenbinde angelegt und kurz darauf ertönt schon das Kommando:
    "Achtung! Legt an! "Feuer!"
Um Punkt 4,00 CNT werden die Kinder von den Schüssen der fünfzehn Phasergewehre getroffen und rutschen leblos an der Wand hinter ihnen zu Boden. Etwa drei Stockwerke über dem Geschehen verliert bei diesem Anblick Lyra Lycaon ihr Bewusstsein und auch Xelas verspürt ungeheure seelische Schmerzen, als er mit ansieht, wie die Soldaten abrücken und die drei Leichen der Kinder aus dem Hof getragen werden.

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